Freitag, der 13.03.2020 – 13:30 Uhr. Einige hatten bereits damit gerechnet, aber wirklich wahrhaben wollte man es nicht. Die Landesregierung Baden-Württemberg tritt vor die TV-Kameras und verkündet die Aussetzung des Schulunterrichts aufgrund der Corona-Pandemie.
Die Schulen müssen schnell handeln und die Vorgaben der Landesregierung umsetzten. Der Plan: Lernpakete und Wochenpläne für zu Hause für alle Schülerinnen und Schüler der Schule. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten das Wochenende durch und die Kopierer laufen heiß.
So war es auch an der Hardbergschule. Als wir die Nachricht verdaut hatten, konnte das Krisenmanagement beginnen. Das Kollegium machte sich an die Arbeit, telefonierte die Elternhäuser ihrer Klassen ab und erstelle individuelles und differenziertes Material für das Lernen für zu Hause.
Die Schulleitung hingegen wollte einen Schritt weiter gehen und schaffte es in einer Nacht und Nebelaktion die Lernplattform „Microsoft Teams“ für unsere Schule zu installieren, einzurichten und vorzubereiten. Der Plan war es eine Austauschplattform für das Kollegium zu haben, um Konversationen zu ermöglichen, Dateien zu teilen und Teamsitzungen im Form einer digitalen Videokonferenz abzuhalten. Da an unserer Schule jeder Kollege und jede Kollegin über ein iPad verfügt, musste hierfür keine neue Hardware angeschafft werden.
Neben dem Kollegium sollte aber auch die Klasse 7/8/9b Microsoft Teams im Homeschooling erproben. Ein großer Vorteil war hierbei, dass die Klasse mittlerweile im 3. Jahr eine iPad-Klasse ist und jeder Schüler und jede Schülerin über ein iPad verfügt, das er oder sie mit nach Hause nehmen darf.
Somit gab es am Montag, den 16.03.2020 eine Schnelleinweisung für die Klasse und das Lernen zu Hause begann. In den ersten drei Wochen konnte die Lehrkraft somit in engem Austausch mit ihrer Klasse stehen und individuelle Rückmeldungen und Erklärungen per Videoanruf geben, wenn es Probleme in der Bearbeitung der Wochenpläne gab. Auch stand einmal die Woche ein digitaler Unterricht per Videokonferenz an. Nach diesen drei Wochen stand nach eingehender Reflexion klar fest: Ein Unterricht per Videokonferenz von zu Hause ersetzt keinen Präsenzunterricht im Klassenzimmer, aber das Unterrichten ist mit ein wenig Kreativität und etwas Know-How definitiv möglich und sinnvoll.
Somit startete die iPad-Klasse nach den Osterferien mit einer täglichen Videokonferenz und testete die Chancen und Grenzen von Microsoft Teams weiter aus. Aufgrund dieser Testphase entschlossen wir als Schule, dass es nötig ist mehrere Klassen mit iPads auszustatten, um digitales Homeschooling zu ermöglichen. Das Kollegium wurde im Unterrichten mit der Lernplattform geschult und die 60 bestehenden iPads der Schule wurden an die Hauptstufenklassen ausgegeben. Nach einer großzügigen Spende der Hopp-Foundation konnten weitere 32 iPads angeschafft werden. Somit konnten fast alle Klassen mit iPads ausgestattet werden. Nun hatte fast die komplette Schülerschaft der Hardbergschule die Möglichkeit digital von zu Hause aus zu Lernen und in individuellem Austausch mit ihren Lehrerinnen und Lehrern zu stehen.
Und was daraus entstand war einfach großartig. In den Kernfächer Deutsch und Mathematik teilten die Lehrkräfte ihren Bildschirm, um mit dem Apple Pencil etwas zu verdeutlichen oder filmten ihren Schreibtisch ab, um den Umgang mit dem Geodreieck zu zeigen. Neben den „normalen“ Videokonferenzen wurden unterschiedliche Leistungskurse in den Klassen eingerichtet, die zu verschiedenen Zeiten lernten, es wurden individuelle Videokonferenzen mit Schülerinnen und Schülern durchgeführt, Partner- oder Gruppenarbeit abgehalten, Wissensabfragen durchgeführt und vieles mehr.
Neben den Kernfächern bekamen die Schülerinnen und Schüler aber auch Musik- oder Sportunterricht, oder bekamen tägliche Videochallenges, um sie vom manchmal auch tristen Alltag abzulenken. Ein besonderes Highlight war der wöchentliche Theaterkurs per Videokonferenz von Laura Holz.
Das Kollegium der Hardbergschule investierte in dieser Zeit (bis zum letzten Tag vor den Sommerferien) täglich einen deutlichen Mehraufwand, um neben den Videokonferenzen individuelles Feedback zu den gestellten Aufgaben zu geben. Und man merkt: Es hat sich gelohnt. Wir bekamen nicht nur von den Schülerinnen und Schülern ein sehr positives Feedback, sondern auch die Eltern waren mit dem digitalen Unterrichten sehr zufrieden und dankbar für die Unterstützung.
Nun hoffen wir aber sehr, dass wir unsere Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien wieder im Regelbetrieb unterrichten können, denn die tägliche Beziehungsarbeit von Angesicht zu Angesicht ist an unserer Schulform unersetzbar.