Derzeit testen wir unterschiedliche VR-Brillen auf deren Einsatzmöglichkeit im Unterricht. Eine große Frage, die dabei immer wieder aufkommt ist die Frage des Managements der Brillen. Wenn man eine oder zwei VR-Brillen besitzt, dann lassen sie sich noch recht komfortabel managen (Updates installieren, Apps installieren, …). Werden es aber mehr, dann benötigt man irgendwann zwingend ein sogenanntes MDM (Mobile Device Management). Und genau darüber möchte ich an dieser Stelle kurz berichten, da es neben unserer Schule sicherlich noch weitere Schulen betrifft, die aktuell vor den gleichen Problemen stehen.

An der Hardbergschule testen wir neben der Lenovo Mirage Solo aktuell vor allem zwei VR-Brillen. Die Oculus Go und die Oculus Quest. Im folgenden Artikel möchte ich auf den aktuellen Stand (12.12.19) hinsichtlich des Managements der Brillen eingehen. Derzeit stehen meines Wissens nach lediglich zwei Möglichkeiten zum Management der Oculus VR-Brillen zur Verfügung: Oculus Business und das Angebot der Firma 42Gears.

Management mit Oculus Business

Das vermutlich umfangreichste Mobile Device Management bietet wohl Oculus selbst an. Mit dem Device Manager von Oculus lassen sich weitreichende Einstellungen bei den Brillen vornehmen. Neben einem Kiosk-Mode, bei dem nur eine einzige App beim Brillenstart direkt geladen wird, kann auch der Guardian ausgeschaltet werden und Apps installiert/deinstallert werden. Auch die Erstinstallation mehrere Brillen kann laut Oculus automatisiert werden, so dass man nicht direkt an die Brillen zur Installation muss.
Diese Infos stehen so allerdings derzeit nur auf der Homepage von Oculus Business:

https://business.oculus.com/products/

In den FAQs auf der Oculus Seite findet man auch Antworten darauf, ob bereits gekaufte “Consumer” Brillen nachträglich in das Businessprogramm aufgenommen werden können. Die klare Antwort: nein! Die Brillen sind dabei allerdings technisch vollkommen identisch. Für mich ein absolutes Unding.

Das große Problem ist aber vor allem der Preis. Während eine Oculus Quest mit 128GB Speicher derzeit in der Consumer-Variante 539€ kostet, muss man für die Business-Variante, die über das MDM gesteuert werden kann derzeit satte 999$ aufbringen. Dafür ist dann das MDM mit einer 1-Jahres-Lizenz mit enthalten. Nach einem Jahr wird dann die Lizenzerneuerung mit 180$ jährlich fällig. Insgesamt also Kosten, die den Einsatz im Bildungsbereich völlig unrealistisch machen.

Mangement mit 42gears

Eine weitere Möglichkeit des Managements der Oculus Brillen bietet derzeit die Firma 42gears aus den USA mit ihrem SureMDM. Mit einem Preis von 3,99$ pro Monat und Device befinden wir uns dann schon in einem Kostenbereich, der zumindest mal möglich erscheint.

Das SureMDM soll dabei ebenso wie das OculusMDM die Remote-Installation/Deinstallation von Apps ermöglichen und einen Kiosk-Modus bieten.

Ich habe die Möglichkeit einer 30-tägigen Testphase genutzt und einen Account erstellt. Die erste Hürde war bereits das Enrollement einer Oculus Quest in das MDM. Mit Hilfe dieses Artikels (https://www.42gears.com/blog/how-to-manage-oculus-go-vr-devices-with-42gears-uem-solution/) und mehrerer Mails an den Support von 42gears habe ich es dann schlussendlich doch geschafft, die Quest in das MDM einzufügen. Wer das ebenso probieren möchte sollte sich vorher gut überlegen, ob er generell mit Befehlszeilen und dem adb (Android-Debug-Mode) klar kommt, oder sich da ein wenig einarbeiten möchte. Ich kann es nicht wirklich empfehlen.

Sobald man die VR-Brille in das MDM eingefügt hat, erscheint sie dort auch zuverlässig mit vielen Detailinformationen im Portal. Die Aktionen, die einem nun aber zur Verfügung stehen halten sich doch weitestgehend in Grenzen (siehe zweite Zeile im Bild oben mit “Device Refresh / Remote / Apps / SureLock”).

Beim Klick auf “Remote” erhält man nach längerer Ladezeit dann aber tatsächlich die Remoteansicht dessen, was der Brillenträger aktuell sieht. Die Qualität ist durchschnittlich und das Bild aktualisiert sich nur sehr stockend. Über “Apps” erhält man eine Ansicht aller installierten Apps. Hier lassen sich aber lediglich die Apps löschen. Ein Update der Apps ist nicht möglich. Auch lassen sich keine weiteren Apps installieren, die bereits mit dem verknüpften Oculus Account erworben wurden.

Bei SecureLock lassen sich mit Kommas getrennt Apps benennen, die im Kiosk-Modus wählbar sein sollen. Das ganze funktioniert auch tatsächlich sehr sauber. Wenn man die entsprechenden Apps dort reingeschrieben hat und die Brille dann in den Kiosk-Modus versetzt, startet die Brille automatisch im Kiosk-Modus, der sich auch nicht mehr verlassen lässt. Im Kiosk selbst können dann die zuvor benannten Apps (und nur diese) gestartet werden.

Fazit

Das MDM Angebot von Oculus Business ist wegen des Preises völlig unrealistische für den Bildungsbereich. Hier müsste Oculus die Preise deutlich senken, damit dieses MDM realistisch im Bildungsbereich eingesetzt werden könnte.

Das MDM der Firma 42gears ist preislich durchaus attraktiv, die Funktionen, die es bietet lassen aber zu Wünschen übrig. Sicherlich ist der Kiosk-Modus ein hilfreiches Tool für den Einsatz im Bildungsbereich. Mir geht es aber zunächst einmal vor allem darum, die Brillen remote und im “bulk” managen zu können. Und damit meine ich vor allem: Installation der Brillen, Installation und Deinstallation von Apps, Update von Apps. Das alles kann das SureMDM von 42gears derzeit leider noch nicht bieten.

Es bleibt also abzuwarten, ob sich hier bei Oculus noch etwas tut, oder andere MDM Anbieter auf den Markt kommen, die mehr Funktionalität bietet, als das bisher möglich zu sein scheint. Bis dahin heißt es also weiterhin, jede einzelne Brille in die Hand zu nehmen, die Apps manuell installieren und updaten.

T. Bödigheimer

Management von Oculus VR Brillen

Ein Kommentar zu „Management von Oculus VR Brillen

  • 4. März 2020 um 21:49 Uhr
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    Danke für die ausführliche Darstellung. Vielleicht muss man bei Oculus einfach mal von verschiedenen Seiten ein bisschen Druck machen.

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